Anton Bruckner beendete seine Sechste 1881 in St. Florian und konnte diese zu Lebzeiten während einer Orchesterprobe nur einmal komplett hören. Die Uraufführung der gesamten Sinfonie erfolgte schließlich 1899 durch Gustav Mahler, doch der nahm starke Eingriffe ins Werk vor und präsentierte dieses gekürzt. Lange Zeit wurde Bruckners Sechste nur selten gespielt, obwohl Bruckner diese als seine „keckste“ Sinfonie bezeichnete.
Angelehnt an die von den Schönberg-Schülern Hanns Eisler, Erwin Stein und Karl Ranke arrangierte Kammerensemble-Fassung von Bruckners Siebter präsentiert die ABPU nun zum Auftakt des Bruckner-Jahres die von Musiktheoretiker Matthias Giesen erstellte Kammerensemble-Fassung von Bruckners sechster Sinfonie. Für Giesen, der auch Stiftskapellmeister im Chorherrenstift St. Florian war, gilt Bruckners Sechste ganz in Übereinstimmung mit dem Komponisten ebenfalls als dessen kompakteste, prägnanteste und pointierteste Sinfonie.
Bei der Erstellung der Kammermusikfassung besonders wichtig war Giesen, dass diese auch ohne Kenntnis der Orchesterfassung spielbar sein sollte.
Karoline Jirikowski-Winter