FREIE SICHT AUF NEUE KLÄNGE
SO 03. – DO 07. DEZEMBER 2017
Eintritt pro Tag am 04.12., 06.12. und 07.12. € 15 / Jugendtarif € 8
Ermäßigter Eintritt für alle drei Tage € 30 / Jugendtarif € 15
Eintritt frei jeweils am 03.12. und 05.12.
Koordination: Carola Bauckholt
Eröffnung am 03. Dezember um 18:00 Uhr im Museum Angerlehner, Thalheim bei Wels, mit dem Konzert „Punkt und Linie zu Fläche – Brainstreammusic for Wassily“ unter der Leitung von Renald Deppe
04.-07. Dezember: Konzerte, Symposium, Vorträge und Performances in den Sälen und im Foyer der Bruckneruniversität
Dem Musikschaffen der Gegenwart widmet sich heuer zum zweiten Mal in Zusammenarbeit mit der Internationalen Gesellschaft für Neue Musik Oberösterreich das Festival Leicht über Linz (Koordination: Carola Bauckholt), das von 3. bis 7. Dezember mit zahlreichen Konzerten, Vorträgen und Performances von Studierenden, Absolvent/innen, Professor/innen und internationalen Gästen die Bruckneruniversität bespielt.
Den Auftakt dazu macht Renald Deppe im Museum Angerlehner in Thalheim bei Wels. Mit „Brainstreammusic for Wassily“, einer musikalischen Hommage an das legendäre Bauhaus, gastiert er bei freiem Eintritt am 03. Dezember gemeinsam mit Studierenden und Gästen inmitten des musealen Depots.
Erweiterung der Klangzone
Das Festival bietet einen umfassenden Überblick über die vielseitigen Strömungen gegenwärtiger Musikproduktion. Auf der Suche nach klanglichen Möglichkeiten, rhythmischen Mitteln und neuen Verbindungen zu alten Traditionen steht die interdisziplinäre Zusammenarbeit an oberster Stelle. Denn was Musik zu Neuer Musik macht, lässt sich am Besten in der spartenübergreifenden Zusammenschau einzelner Kompositionen und Interpretationen erahnen. So sind seitens der Bruckneruniversität neben dem Institut für Komposition und Dirigieren gleich mehrere Institute und Formationen beteiligt: Das Institut für Alte Musik und Historische Aufführungspraxis, das Institut für Blechblasinstrumente und Schlagwerk und das Institut für Jazz und Improvisierte Musik sind während des Festivals ebenso mit Beiträgen vertreten, wie auch das Institute of Dance Arts sowie das Symphonieorchester und der Chor der Universität. Der Fokus liegt dabei immer auf der experimentellen Klangforschung. Diese findet während „Leicht über Linz“ ihren Niederschlag nicht nur in der Erweiterung von Materialien und Instrumenten, sondern auch in der Erforschung von stimmlichen Klangmöglichkeiten. Dafür holt das Festival auch zwei composer in residence an die Bruckneruniversität: Michael Maierhof aus Hamburg und Jaap Blonk aus den Niederlanden. Michael Maierhof ist einer der bedeutendsten lebenden Erfinder von Klangerzeugern, die zu völlig neuartigen Kompositionen führen. Er ist im Rahmen des Symposiums „The scenical power of sound production“ am 05.12. zu Gast, das sich den vielfältigen Entwicklungen im Bereich Komposition und Klangkunst und deren szenischen Perspektiven widmet. Eine Uraufführung Michael Maierhofs wird neben anderen Uraufführungen bereits am 04.12. vom Wiener Ensemble PHACE präsentiert, das sich im Bereich der Kunstsparten-übergreifenden experimentellen Musikproduktion etabliert hat.
Jaap Blonk ist als phänomenaler Interpret der Ursonate von Kurt Schwitters bekannt und arbeitet als Komponist und Dichter vor allem mit seiner Stimme, mit der er unkonventionelle und atemberaubende Klänge erzeugt. So etwa am 06.12. um 20:00 Uhr im Sonic Lab der Bruckneruniversität, wo Blonk unter dem Titel „Dr. Voxoid´s Next Move“ mit seiner Lautpoesie, den akustischen und phonetischen Prozessen sowie Songs in erfundener Sprache das Publikum fasziniert.
Alte Klänge neu interpretiert
Für Synthesizer-Fans hält das Festival am 07.12. ein besonderes Highlight bereit und präsentiert als Leihgabe einen der ältesten Original-Synthesizer, einen Buchla-Synthesizer aus den 1960er-Jahren, den der Komponist Ernst Krenek hinterlassen hat (http://greatsynthesizers.com/allgemein/2015/09/der-buchla-synthesizer-vonernst-krenek-teil-1/ ).
Diese beeindruckende Klangmaschine, die sich im Eigentum des Ernst Krenek Instituts befindet, wird Kompositionsstudierenden zur Entwicklung eigener Arbeiten zur Verfügung stehen, die dann in mehreren Konzerten zu hören sein werden. Clemens Zoidl, Mitarbeiter des Ernst Krenek Instituts, führt kurz in die Bedeutung elektronischen Klangs in Ernst Kreneks kompositorischem Schaffen ein, Volkmar Klien stellt den Buchla-Synthesizer praktisch in seinen klanglichen Möglichkeiten vor.
Historische Instrumente stehen ebenso am 06.12. im Mittelpunkt, wenn Lehrende und Studierende des Instituts für Alte Musik sowie das aus Wien geladene Ensemble AIRBORNE EXTENDED neue Musik auf historischen Instrumenten präsentieren, u.a. mit Uraufführungen von Roberta Lazo Valenzuela.
Tanzperformance Invisible Drives #6
Zahlreiche weitere Konzerte und Veranstaltungen zeigen an den fünf Festivaltagen eindrucksvoll und kreativabwechslungsreich die Bandbreite der zeitgenössischen Musikproduktion sowie die vielfachen Schnittstellen mit anderen Sparten auf. Etwa am 05.12. bei der Tanzperformance Invisible Drives #6, ein Projekt das in Kooperation mit der Kunstuniversität Graz bereits 2013 von Rose Breuss (Choreografie) und Clemens Gadenstätter (Komposition) initiiert wurde und das künstlerische Potenzial von zeitgenössischer Musik und Tanz fokussiert.
Orchesterkonzert präsentiert sechs Uraufführungen internationaler Studierender
Unter dem Titel „Horchester“ feiert das Festival am 07.12. mit geballten Neuen Klängen seinen Abschluss. Unter der Leitung von Christoph Cech interpretiert das Symphonieorchester der Bruckneruniversität sechs Uraufführungen von Studierenden.
Die Werke erzählen ganz persönliche Geschichten, übersetzen Phänomene der Natur und des Alltags in Klänge oder reflektieren das Thema Leben und Tod, wie die Komposition „Keinem Bleibt Seine Gestalt“ des Österreichers Ralph Mothwurf.
Der kurdisch-kanadische Komponist Rizgar Ismael widmet hingegen sein Stück dem Völkermord an den Jesiden im kurdischen Teil des Irak vor zwei Jahren.
Lyrische Anleihen nahm die Chinesin Yiran Zhao für ihr Stück „oder Ekel kommt vor Essenz“, für das sie sich vom jungen Lyriker aus dem Kongo, Fiston Mwanza Mujila inspirieren l ieß. Mujila selbst wird als Solist bei der Aufführung sprechen.
Die Norwegerin Kristine Tjøgerson studierte die Rhythmen und Linien der Leuchtsignale von Leuchtkäfern und komponierte sie für Orchester, während der Mexikaner Victor Taboada seinem Stück einen Luftballon zur Grundlage legt und die Komposition des Iraners Kamran Moharramzadeh ihren Ausgang von einem zerbrochenen Spiegel nimmt.
Eva-Maria Bauer
Irene Pechböck, MA