Informationen zum Mediengespräch am 8. März 2023 mit

Landeshauptmann Mag. Thomas Stelzer

Dr. Franz Harnoncourt

Rektor Martin Rummel

Kulturdirektorin Mag. Margot Nazzal

 

2024 wäre Nikolaus Harnoncourt 95 Jahre alt geworden. Sein Lebensweg hat ihn von seiner Geburtsstadt Berlin, über Graz und Wien letztendlich nach St. Georgen im Attergau geführt, von wo aus er musikalisch und künstlerisch weltweit eine wegweisende Wirkung entfaltet hat. Nikolaus Harnoncourt war eine herausragend-inspirierende künstlerische Persönlichkeit von Weltruhm, dabei immer auch ein engagierter, beherzter Förderer des Kulturlandes Oberösterreich, vor allem des künstlerischen Nachwuchses in unserem Land.

Sieben Jahre nach seinem Tod am 5. März 2016 ist es gelungen, den künstlerischen Nachlass des herausragenden Musikers Nikolaus Harnoncourt für das Bundesland Oberösterreich nachhaltig zu sichern: die Anton Bruckner Privatuniversität des Landes und die Familie Harnoncourt vereinbaren die Gründung eines Nikolaus Harnoncourt gewidmeten Zentrums, das garantieren wird, dass Leben und Werk Nikolaus Harnoncourts weiter wirken.

Nikolaus Harnoncourt war eine prägende Persönlichkeit, deren Strahlkraft und Präsenz weltweit wirksam war. Dabei ist er seiner Heimat immer eng verbunden geblieben. Wir freuen uns, dass es nun gelungen ist, seinen Nachlass für unsere Bruckneruniversität zu sichern. Damit stellen wir sicher, dass das Andenken an sein Wirken lebendig bleibt“, erklärt Landeshauptmann Mag. Thomas Stelzer.

Für die Anton Bruckner Privatuniversität stellt die Ansiedelung dieses Kulturschatzes und vor allem die daraus resultierende Arbeit des zu gründenden Zentrums eine substanzielle Aufwertung im Wissenschaftsbereich dar:

Rektor Martin Rummel: „Das Nikolaus-Harnoncourt-Zentrum (NHZ) sieht sich als „Fackelträger“ der Harnoncourtschen universellen Gedankenwelten und wagt die Betrachtung größerer Zusammenhänge anhand der Entwicklung der letzten Jahrhunderte, um einen Ausblick auf die Zukunft zu wagen. Es dient nicht nur der Bewahrung des Erbes einer das 20. Jahrhundert prägenden Musikerpersönlichkeit, sondern wird als Alleinstellungsmerkmal der Anton Bruckner Privatuniversität ein interdisziplinäres Bildungsideal widerspiegeln, das seinesgleichen sucht. Ich bin froh und stolz, dass dieser wichtige Entwicklungsschritt für unsere junge Universität unseren Anspruch, in der internationalen Topliga tertiärer Institutionen angesiedelt zu sein, nachhaltig bestätigt.“

Für Kulturdirektorin Mag. Margot Nazzal ist es wichtig, dass auch die Landesmusikschulen in die Arbeit des Nikolaus Harnoncourt Zentrums eingebunden werden: „Nikolaus Harnoncourt war dem Landesmusikschulwerk sehr verbunden, besonders natürlich „seiner“ Musikschule in St. Georgen im Attergau, die er auch persönlich sehr unterstützt hat. Mit dem Nikolaus Harnoncourt Zentrum wird es nun möglich, die künstlerischen Anliegen dieses großen Musikers dauerhaft im Landesmusikschulwerk zu verankern und auch künftigen Generationen zugänglich zu machen.

DIE KONKRETE VEREINBARUNG

Nikolaus Harnoncourts nicht nur künstlerischer, sondern sein gesamtes Leben und Werk dokumentierender Nachlass besteht aus audiovisuellen Medien, circa 50 Regalmetern Notenmaterial sowie knapp zwei Kubikmetern Korrespondenzen, Essays, Notizen zu Werken und zur Aufführungspraxis, Vortragsmanuskripten sowie Material zu seiner jahrelangen universitären Lehre.

Auch im Sinne seiner kürzlich verstorbenen Ehefrau Alice Harnoncourt hat die Familie diesen Nachlass in digitaler Form inklusive aller nicht-kommerziellen Werknutzungsrechte und der damit verbundenen Rechte an Namen und Bild und für die exklusive Auswertung zur weiteren Verwertung der Anton Bruckner Privatuniversität angeboten.

Dr. Franz Harnoncourt: „Mit der Gründung des Nikolaus Harnoncourt Zentrums kann das umfangreiche Schaffen Nikolaus Harnoncourts aufgearbeitet, sein Wissen für die Nachwelt verfügbar und seine künstlerischen und kulturphilosophischen Impulse weiter wirksam und lebendig bleiben. Nikolaus Harnoncourt hat in seinem umfassenden Lebenswerk die Aufführungspraxis sogenannter alter Musik grundlegend revolutioniert und die Musikgeschichte des 20. Jahrhunderts wie kaum ein anderer Musiker maßgeblich beeinflusst. Er hat ein umfangreiches Wissen über Stimmungen, Phrasierungen, Artikulation, Instrumentenkunde, eine zuvor unbekannte Breite historischer Quellen und unendlich viel mehr erarbeitet und dokumentiert. Diesen reichen und umfangreichen musikalischen, musikwissenschaftlichen, historischen und philosophischen Schatz stellt die Familie - trotz zahlreicher internationaler Anfragen - dem Land Oberösterreich und der Anton Bruckner Privatuniversität zur Aufarbeitung und als Impulsgenerator zur Verfügung - da meine Eltern hier - im doppelten Wortsinn - ihren Lebensmittelpunkt und letzte Ruhe gefunden haben. Daher freut es mich auch ganz persönlich, dass mit Linz als Zentrum und St . Georgen im Attergau als Veranstaltungsort und Partner, dieses Zentrum im Herzen Oberösterreichs verankert werden wird. Wir freuen uns, dass mit dem Nikolaus Harnoncourt Zentrum ein großer Impuls, den mein Vater gesetzt hat, weiter in die Welt getragen werden kann. Wir danken der Gemeinde St. Georgen im Attergau für die erste mutige Idee, dem Land Oberösterreich für die Bereitschaft der professionellen und weitblickenden Umsetzung und der ABPU für die zukünftige Zusammenarbeit, „Schirmherrschaft“ und künstlerische Partnerschaft.“

Die Grundlagenarbeit zur Vorbereitung des Nikolaus Harnoncourt Zentrums wurde bereits geleistet: der Nachlass wurde gesichtet, sowie die organisatorischen, inhaltlichen, rechtlichen, technischen und wirtschaftlichen Fragen bezüglich der digitalen Archivierung sowie der Archivnutzung des Materials evaluiert.

Als Ergebnis dieser vorbereitenden Arbeiten erfolgt nun die offizielle Gründung des Nikolaus Harnoncourt Zentrums in der Anton Bruckner Privatuniversität.

Das Zentrum erhält folgende Aufgaben:

  • Erfassung und Digitalisierung des Nachlasses. Ziel der Digitalisierung, welche durch Einbindung des Oberösterreichischen Landesarchivs und (für den audiovisuellen Teil) durch die Österreichische Mediathek erfolgen soll, ist die langfristige und möglichst vollständige Sicherung dieses kulturellen Erbes.
  • Wissenschaftliche Aufarbeitung des Nachlasses durch Forschungsprojekte und (internationale) Kooperationen
  • Kulturphilosophische Denkwerkstatt mit Veranstaltungen in St. Georgen
  • Zusammenarbeit mit anderen Universitäten und dem oberösterreichischen Landesmusikschulwerk (Pilotprojekt mit der Landesmusikschule St. Georgen als erste oberösterreichische Musikschule nach Nikolaus Harnoncourts Bildungsgedanken)

Alle notwendigen gremialen Beschlüsse für die Gründung des Nikolaus Harnoncourt Zentrums werden zeitnah gefasst. Auf dieser Basis erfolgt in einem nächsten Schritt die Umsetzung organisatorischer Maßnahmen, sowie die Ausschreibung personeller Positionen. Das Budget des Nikolaus Harnoncourt Zentrums wird der Anton Bruckner Privatuniversität aus Mitteln des Landes Oberösterreich zur Verfügung gestellt und beträgt pro Jahr rd. 460.000 Euro.

Ausdruck der besonderen Verbindung der Anton Bruckner Privatuniversität zum Erbe von Nikolaus und Alice Harnoncourt ist zudem eine neue Straßenbenennung: der Platz vor der Anton Bruckner Privatuniversität wird nach Alice Harnoncourt benannt. Der Linzer Stadtsenat hat einen entsprechenden Beschluss bereits gefasst, die Umsetzung erfolgt in Kürze.

Universität Presse

Foto: (v.l.n.r.) v.l.n.r.) Kulturdirektorin Margot Nazzal, Landeshauptmann Thomas Stelzer, Franz Harnoncourt, Rektor Martin Rummel © Land OÖ / Max Mayrhofer