Im öffentlichen Raum hängen sie überall – die „Brandschutzordnungen“ zur Vorbereitung auf den Fall der Fälle. Doch wie steht es eigentlich um andere Fälle, wie die Klimakatastrophe? Wie gut sind wir vorbereitet auf das, was sowieso bereits eingetreten ist?
Felix Brinkmann, der Referent der Doktoratsprogramme, stellte sich diese Fragen und orientierte sich für die Ausstellung an den Objekten, die öffentliche Räume wie Bahnhöfe üblicherweise gestalten (Abfahrtstafeln, Brandschutzordnung, Feuerlöscher). Im Gmundener Bahnhof Engelhof hat er nun einen „Artensterben-Countdown“, Klimaschutzordnungen und „Tyre Extinguishers“ installiert.
Der Artensterben-Countdown im Stil einer „Abfahrtsanzeige“, die die durchschnittliche Zeit von 7 Minuten bis zum Aussterben der nächsten Art herunterzählt, betont die Dringlichkeit der Situation und mahnt die auf den Zug Wartenden zu schnellen Handlungen. Ihre räumliche Präsenz erzeugt Bilder, die die Absurdität des Wartens in Gegenwart dieser Katastrophe vorführen; sie erschwert die Verdrängung.
Daneben hängen an den Säulen am Bahngleis nun als Pendant zu den Brandschutzelementen Hinweistafeln für den Klimakatastrophenfall und „Tyre Extinguishers“. Diese rufen Schritt für Schritt zum Kampf gegen die treibenden Kräfte hinter der Zerstörung der geteilten Lebensgrundlage auf und stellen Werkzeuge zur vorübergehenden Lahmlegung von SUVs bereit.
SUVs stehen symbolisch und faktisch für die Zerstörung der Lebensgrundlage: Sie sind die zweitgrößte Ursache für den weltweiten Anstieg der Kohlendioxidemissionen in den letzten zehn Jahren - mehr als Schifffahrt, Luftfahrt, Schwerindustrie und sogar LKWs. Wenn SUVs ein Land wären, läge es in dem Ranking der am meisten CO2 emittierenden Länder der Welt auf Platz 6.
Gegen das „weiter so“, das noch immer, selbst im Angesicht der heute auch in Europa spürbaren Folgen der weltweiten Klimakrise gängige Praxis ist, rufen Felix Brinkmanns Klimaschutzelemente die Bahnhofsbesucher*innen dazu auf, selbst aktiv gegen den politisch uneingeschränkten Zerstörungswahn vorzugehen.
Die Hinweistafeln sind ebenfalls als Sticker in höherer Auflage gedruckt und werden derzeit im öffentlichen Raum platziert. (Bei Interesse gerne bei Felix melden!) Vielleicht haben Sie schon eine entdeckt…?
Die Ausstellung wurde im Rahmen der Kulturhauptstadt Salzkammergut als Gruppenprojekt unter der Leitung von Hannes Zebedin an der Kunstuniversität Linz, Abteilung Experimentelle Gestaltung realisiert, wo Felix Brinkmann studiert. Unter dem Titel „so weit“ werden seine und die Arbeiten zweier weiterer Künstler*innen den Bahnhof nun einige Jahre mitgestalten.